Langsamer Walzer

Geschichte

Der Tanz verfügt über eine lange und wechselvolle Geschichte; er ist zugleich einer der ältesten Gesellschaftstänze. In den USA wurde Anfang des 19. Jahrhunderts der Wiener Walzer populär, Auswanderer aus Mitteleuropa brachten den Tanz über den Atlantik, wo er bald von breiten Kreisen der Oberschicht getanzt wurde. Im Laufe der Jahre verband er sich mit einheimischen und anderen europäischen Musikstilen, die zumeist einen langsameren Dreivierteltakt beinhalteten. Dieser neue, langsamere Walzer erhielt zunächst den Namen "American Waltz". Er zeichnete sich durch gerade Passagen, wiegende Kehren und weiträumige Passierschritte aus. In den höheren Schichten der Gesellschaft der Neuenglandstaaten wurde dieser Tanz dann sehr beliebt, man tanzte ihn bald noch gradliniger und ersetzte die Pendelschritte und Kehren. Diese Weiterentwicklung wurde dann, gemäß seiner Heimatstadt, "Boston" genannt.
1927 starteten britische Choreografen erneut den Tanz auf andere Art und Weise zu interpretieren. Man bediente sich dazu des Bostons aber auch dem zeitweilig aufgekommenen Trend, auch in Europa den Walzer langsamer zu tanzen.
Diese Choreografen änderten das Erscheinungsbild drastisch; Man ersetzte die geraden Laufschritte, in dem man dem Tanz eine diagonale Ausrichtung gab, wodurch auch volle Drehungen wegfielen. Alle Figuren hatten nun einen starken Pendelcharakter, welcher sich harmonisch in dem Rhythmus einbringen ließ. In so fern kann man 1927 als das Geburtsjahr des modernen Turnierwalzers bezeichnen. Noch im selben Jahr wurde der "English Waltz" von der Imperial Society als Gesellschaftstanz und Turniertanz anerkannt. Seitdem gehört er zu den beliebtesten seiner Art. In den letzten Jahren hat der "Slow Waltz" viel an Beliebtheit gewonnen, vor allem in Japan, den USA und in Australien.

Stil

Der Langsame Walzer äußert sich in weiten, fließend-gleitenden Bewegungen die einen pendelartigen Schwung aufweisen. Der Dreivierteltakt erfordert oft, dass man Schritte synkopiert um volle Drehumfänge zu schaffen oder fortlaufende Drehungen zu generieren. Ohnehin gibt es viele Paardrehungen, Spins, außenseitliche Figuren die mit längeren Ruhepassagen kombiniert werden, da der Tanz sehr Posenreich ist. Da der Tanz auch über viele raumgreifende Bewegungen verfügt, ist er in der Schrittgeschwindigkeit beinahe dem schnellen Quickstep ebenbürtig. Im Allgemeinen lässt sich sagen, das sich ein pendelartiger Charakter durch die gesamte Choreografie des Tanzes zieht, egal ob Pose, schneller Spin oder ein Chassé.

Technik

Die Technik des Tanzes gilt als außerordentlich Komplex. Dies umfasst sowohl die fußtechnischen, die haltungstechnischen und die dynamischen Aspekte. Alle betonten Schritte des Walzers, also fast ausnahmslos der erste Schritt des Taktes wird als weiträumiger Fersenschritt getanzt. Dadurch entsteht der nötige Schwung ("Momentum") für Drehungen und andere Figuren. Auf dem zweiten Schritt setzt meist eine Aktion ein, beispielsweise das weit verbreitete "Sway" (Körperneigung) in Drehungen oder Posen. Auf dem dritten Schritt wird dann meist die Aktion beendet, beispielsweise werden die Füße geschlossen, eine Drehung beendet oder eine Pose gehalten. Schritt 2 und 3 des Taktes werden stets erhoben getanzt, wobei gleich nach Schritt 3 ein Absenken stattfindet. Dadurch ist der Tanz ebenenbehaftet, es findet ein stetes Heben und Senken statt welches den stark schwebenden Charakter des Tanzes erzeugt. Die Haltung ist standardtypisch eng, dennoch ist viel Platz zwischen den Köpfen, da beide Partner aufrecht stehen, und sich die Dame auch leicht nach hinten lehnt. Für Drehungen ist nebenher auch die Technik der "Rotation" von Bedeutung. Darunter versteht man das isolierte Drehen der Schulterpartie gegen oder mit der eigentlichen Drehrichtung (bspw. gegen bei Linksdrehungen, mit bei Rechtsdrehungen). Dadurch erhalten alle Drehungen einen besonderen Effekt, der viel vom gesamten optischen Reiz ausmacht. Das oben erwähnte Sway hat eine besondere Bedeutung in allen Posen oder langgezogenen Drehungen. Es ergibt sich aus dem Schwung selbst und verfeinert bestehende Effekte.

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